Raum in den Literatur- und Kulturwissenschaften
Doktorandenworkshop im Rahmen des Strukturierten Promotionsprogrammes 20. - 21. Januar 2012 im Senatsaal/Dozentenzimmer Universitätshauptgebäude
Das Feld der kulturwissenschaftlichen Raumforschung zeichnet sich durch Methodenplura-lismus und Begriffsheterogenität aus, so dass selbst die Verständigung über grundlegende Fragen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für die Forschung darstellt. Der Work-shop möchte dem heuristischen Potenzial der Analysekategorien ›Raum‹ und ›Räumlichkeit‹ innerhalb der Literaturwissenschaft und ihrer Nachbardisziplinen nachgehen und das Augen-merk dabei besonders auf die Frage nach dem Anwendungspotenzial prominenter Konzepte, so etwa Nicht-Ort (Augé), Heterotopie (Foucault), Grenze (Lotman), Chronotopos (Bachtin), Erinnerungsort (Augé) u.a. richten. Was unterscheidet Räume von Orten? Was verstehen Kul-tur- und Literaturwissenschaftler unter der Räumlichkeit eines Untersuchungsobjektes? Wie müssen die Grundlagen einer topographischen (Erzähl-)textanalyse aussehen, wenn diese die Interdependenzen von Raum- und Erzählsituation herauszuarbeiten in der Lage sein soll? Die-se und weitere Fragen möchten wir im Rahmen des Workshops erörtern.
Es ist geplant, eine Reihe von raumtheoretischen Grundlagentexten gemeinsam kursorisch zu lesen und zu diskutieren. Des Weiteren wird es Kurzvorträge von Bonner und Mainzer Dokto-randen verschiedener Disziplinen geben. Für Keynotes konnten Professor Dr. Christian Moser (Universität Bonn) und Professor Dr. Niels Werber (Universität Siegen) gewonnen werden.
Programmablauf
1. Tag, 20.01.2012
10:00-10:30 Eintreffen der Teilnehmer / Morgenkaffee
1. Sektion: Raumpraktiken
10:30-11:30
Prof. Dr. Ch. Moser (Bonn): Die Vorstadt als liminale Zone: Überlegungen zur raumkonstitu-tiven Praxis des Gehens (Keynote)
11:30-13:00
Lektüre und Diskussion:
T. Ingold Lines und M. de Certeau Gehen im Raum
13:00-14:30
Mittagspause (individuelle Verpflegung)
2. Sektion: Andere Räume
14:30-15:00 Isabell Mandt (Bonn):
Das Kaffeehaus als Abweichungsheterotopie in Transit und Dans le café de la jeunesse perdue
15:30-16:00 Daniel Leis (Mainz):
Die Richtstätte Venedigs. Ein heterotopischer Ort im Foucault’schen Sinne?
16:00-16:30
Kaffeepause vor Ort
3. Sektion: Raum-Zeit / Raumsemantik
16:30-17:00 Anne Scheuss (Bonn):
Zum Motiv des Fensters als Chronotopos für die Single-day-novel
17:00-17:30 Alexander Bauer (Mainz):
Sankt Petersburg und Semiosphäre
17:30-19:00
Lektüre und Diskussion Bachtin Chronotopos und Lotman Raumsemantik
19:30
Gemeinsames Abendessen im Restaurant ENTE
2. Tag, 21.01.2012
09:30-10:00
Morgenkaffee vor Ort
4. Sektion: Geopolitik und Geopoetik
10:00-10:45 Prof. Dr. N. Werber (Siegen):
Archive und Geschichten des »Deutschen Ostens«. Zur narrativen Organisation von Archiven durch die Literatur (Keynote)
10:45-12:00 Lektüre und Diskussion:
G. Deleuze/F. Guattari
Tausend Plateaus und N. Werber Geopolitik der Literatur
12:00-13:00
Mittagsimbiss vor Ort
5. Sektion: Erinnerungsorte
13:00-13:30 Nathalie Kónya-Jobs (Bonn und Florenz):
Polnisch- deutsche Versöhnungfriedhöfe und bengalische Rikscha- Invasionen. Danzig als kulturelle Konfrontationszone am Beispiel von Günter Grass‘ Erzählung Unkenrufe
13:30-14:00 Sarah Monreal (Bonn):
Erinnerungsorte und Gedächtnisräume im Werk Josef Winklers
14:00-15:30
Lektüre und Diskussion
P. Nora Erinnerungsorte und M. Augé Nicht-Orte
6. Sektion: Die Raumkehre und die geisteswissenschaftlichen Disziplinen
15:30-16:00 Tobias Gunst (Mainz):
Der Raum der Komparatistik. Gegenwärtige Standort- bestimmungen einer Disziplin
16.00-16.30 Podiumsdiskussion:
Espace et lieu, space and place, Raum und Ort
Moderation: Dana Bönisch, Tobias Gunst und Nathalie Kónya-Jobs
16.30-17.00
Abschlussgespräch im Plenum und Verabschiedung